Die Geschichte und Entstehung des VVN-Mahnmals auf dem Marienplatz in Perleberg
Marienplatz, Foto: Stadt Perleberg, 2017
Am 1. Mai 1950 wurde das durch die Perleberger Steinmetzfirma Fliege errichtete Denkmal der VVN (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes) auf dem Marienplatz eingeweiht.
Bereits 1946 war den Opfern des Faschismus (OdF) ein erstes hölzernes Ehrenmal auf dem nahen Grahlplatz errichtet worden. Dieses Provisorium wurde zwei Jahre später durch ein neues Mahnmal ersetzt, das ebenfalls nur kurz Bestand hatte und 1949 wieder abgerissen wurde.
Das unter Denkmalschutz stehende VVN-Ehrenmal, in jetziger Fassung Ergebnis eines Ersatzneubaus Anfang der 1980er Jahre, ist kunstgeschichtlich und städtebaulich bedeutsam und wurde 2015 bewusst ohne umgestaltende Eingriffe saniert.
Unverkennbar ist die Formensprache bürgerlichen Gedenkens an die Toten des Ersten Weltkrieges des Berliner Bildhauers Hans Dammann. Die Denkmäler für Friedland (Mecklenburg), Tangermünde (Altmark) und das im Eichenhain an der Wilsnacker Chaussee 1926 eingeweihte Perleberger Weltkriegsdenkmal Dammanns sind Halbrundpfeilerbauten. Unter Beibehaltung von acht Pfeilern wurde beim VVN-Ehrenmal auf Beschriftung und bekrönenden Schmuck des umlaufenden Säulengangs verzichtet. Dafür waren den Denkmalsetzern der Schriftzug auf dem Gedenkstein und die Symbolik des Lorbeerkranzes und der Feuerschalen umso wichtiger.
Die Inschrift „Den Kämpfern | für Frieden | und Fortschritt“ steht für die Einengung des Gedenkens. Es werden Kämpfer geehrt, nicht Opfer. Frieden und Fortschritt - das waren 1950 Synonyme für das Bekenntnis zur gerade gegründeten DDR und zum planmäßigen Aufbau des Sozialismus.
Der auf der Spitze stehende rote Winkel mit dem VVN-Schriftzug wurde in dieser frühen Zeit noch als einheitliches Symbol für alle KZ-Häftlinge verstanden, zumal die Nationalsozialisten die große Mehrheit der Häftlinge aus dem Ausland in die Lager verschleppte, wo sie den roten Winkel tragen mussten.
Nicht genannt werden die mit andersfarbigen Winkeln gekennzeichneten KZ-Opfer: Juden, Sinti und Roma, Zeugen Jehovas, Homosexuelle, Wehrmachtsdeserteure und sogenannte Asoziale. Auch sie, sowie die außerhalb der Konzentrationslager verfolgten, gequälten und ermordeten Opfer des Nationalsozialismus, wie Kranke und Behinderte, sowjetische Kriegsgefangene und zivile Zwangsarbeiter, sind in unserem heutigen Gedenken eingeschlossen.