Die Auferstehung der Sankt-Nicolai-Kirche
Es ist nicht bei allen Perlebergern bekannt, dass die Rolandstadt einst zwei Kirchen hatte: die Sankt-Jacobi-Kirche, die noch heute auf dem Kirchplatz steht, und die Sankt-Nicolai-Kirche, an die bisher nur noch der gleichnamige Platz erinnert.
Doch seit Mittwochnachmittag steht die Kirche wieder in Form eines Bronzemodells. Nun kann sich jeder Perleberger und jeder Besucher der Rolandstadt ein Bild von dem einstigen Gotteshaus machen.
Zahlreiche Bürger sind gekommen, wollen dabei sein, wenn dieses Kirchenmodell enthüllt und eingeweiht wird. Bürgermeister Axel Schmidt freut sich über dieses große Interesse. Für ihn ist mit der Enthüllung der Bronze-Kirche der lange Bauprozess des Sankt-Nicolai-Kirchplatzes abgeschlossen.
Dieses Quartiersprojekt hat 2018 mit den Bürgergesprächen begonnen. Schon damals waren Möglichkeiten, an das einstige Gotteshaus zu erinnern, ein Thema.
Die Umgestaltung des Sankt-Nicolai-Platzes begann 2019. Begleitet von archäologischen Grabungen dauerte es bis zum Jahr 2022, bis der Platz übergeben werden konnte.
Doch diese Grabungen brachten viele neue Erkenntnisse zur Kirche und zur Geschichte der Rolandstadt Perleberg hervor. Und so freut sich der Schöpfer des Bronzemodells, der Künstler Bernd Streiter, über diese neuen Erkenntnisse. Daher gilt sein Dank an diesem Tag auch dem Grabungsleiter Thomas Hauptmann. Mit ihnen konnte er ein realistisches Abbild von Sankt Nicolai schaffen.
Am Sockel ist auf einer Bronzetafel zu erfahren, dass die steinerne Nicolaikirche um 1300 erbaut wurde. „Früh destabilisierte sich die Gründung am nahen Wasser, die Kirche sackte nach vorn“, ist hier zu lesen. Deshalb steht auch das Bronzemodell nicht mehr ganz gerade auf dem Sockel.
Einen weiteren Schicksalsschlag hat Bernd Streiter in seinem Modell verewigt: „Im Jahr 1632 brannte durch einen Blitzschlag die Turmspitze ab.“ Und so schlagen Flammen aus dem Turm und aus dem Dach. Um 1770 wurde das Gebäude vollständig abgetragen.
Die Idee, die Kirche irgendwie auferstehen zu lassen, bewegte seit vielen Jahren auch den Bürgerverein Perleberg. Daran erinnert am Mittwochnachmittag der Vereinsvorsitzende Klaus Voigt. Nach vielen Diskussionen wurde die Idee des Kirchenmodells geboren. Mit Bernd Streiter wurde schnell ein Künstler gefunden. „Wir haben mit ihm schon bei der Lotte-Lehmann-Büste zusammengearbeitet, und waren mit seiner Arbeit sehr zufrieden“, so Klaus Voigt. Der ehemalige Vorsitzende Malte-Hübner Berger musste bei Streiter nicht viel Überzeugungsarbeit leisten.
Und so machte er sich an die Arbeit. An seiner Seite Peter Barczewski. „Er hat das 3-D-Modell erstellt“, erzählt Bernd Streiter. Der Ausdruck ging dann in die Bronzegießerei.
Mit dem Ergebnis zeigen sich alle zufrieden.
Für Bürgermeister Axel Schmidt ist dieses Projekt einmal mehr ein positives Beispiel für die gute Zusammenarbeit in der Stadt. In diesem Fall zwischen Stadt, dem Bürgerverein Perleberg und der BIG Städtebau.
Das Gros der Kosten trägt der Bürgerverein. „Alle vier bis fünf Jahre stellen wir finanzielle Mittel für derartige Projekte zur Verfügung“, so Klaus Voigt.
Auch für Gordon Thalmann, Sachbereichsleiter Denkmalschutz beim Landkreis Prignitz, ist dieses Projekt ein Beispiel der guten Zusammenarbeit zwischen der Rolandstadt und dem Denkmalschutz. Dies unterstreicht er mit der Übergabe einer Genehmigung. Somit darf nun neben dem Modell noch eine Tafel aufgestellt werden, die künftig den Besuchern mehr über die Geschichte der Sankt-Nicolai-Kirche verrät.
Bevor der offizielle Teil der Einweihung und Enthüllung endet, spricht Thomas Hauptmann aus, was an diesem Nachmittag sicherlich viele denken: „Das heute ist die Auferstehung der Nicolaikirche nach über 300 Jahren. Ich bin glücklich, mit dazu beigetragen zu haben.“
Bild zur Meldung: Foto: Rolandstadt Perleberg | Das Bronzemodell der Sankt-Nicolai-Kirche auf dem Sankt-Nicolai-Kirchplatz.
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