„Pflege vor Ort“-Koordinatorin Nicole Lindemann zieht im Ausschuss für Soziales, Bildung, Jugend, Kultur, Sport und Tourismus Bilanz ihrer einjährigen Arbeit
Seit dem 1. September 2023 ist Nicole Lindemann als „Pflege vor Ort“-Koordinatorin tätig. Nach einjähriger Tätigkeit stellte sie am Dienstagabend das Projekt im Ausschuss für Soziales, Bildung, Jugend, Kultur, Sport und Tourismus vor, zog dabei eine erste Bilanz.
Die Pflege vor Ort ist eine von vier Maßnahmen zur Umsetzung des Förderprogramms „Pakt für Pflege“ des Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg (MSGIV). Mit diesem Projekt werden den Ämtern, amtsfreien Städten und Gemeinden Fördermittel mit 20 Prozent Eigenbeteiligung bereitgestellt, die dazu beitragen sollen Pflegebedürftigkeit hinauszuzögern, zu verringern oder zu vermeiden, selbstständiges Leben bereits pflegebedürftiger Menschen und deren Angehörigen zu unterstützen sowie Pflegebedürftige bzw. von Pflege bedrohte Menschen in die örtliche Gemeinschaft einzubinden, so Nicole Lindemann am Beginn ihrer Ausführungen.
„Mit diesem Aufgabenpaket ausgestattet, begann ich im vergangenen Jahr meine Tätigkeit, stellte mir die Frage: Wie kann man diese Ziele des MSGIV effektiv erreichen?‘“, berichtet sie den Ausschussmitgliedern. Und sie schaute genauer hin, studierte die Richtlinie des Ministeriums. Hier wurden unter anderem Informationen zur Pflegeberatung, über Pflegekurse sowie zu Angeboten zur Unterstützung im Alltag und zu wohnumfeldverbessernden Maßnahmen genannt. Sie machte bereits vorhandene Angebote ausfindig, konnte auf den Pflegestützpunkt mit seinen Beratungsangeboten hinweisen und pflegenden Angehörigen die Kursangebote des Kreiskrankenhauses Prignitz unterbreiten.
Der Anfang war gemacht. Nicole Lindemann führte zahlreiche Gespräche zur Projektvorstellung. „Sehr gefreut habe ich über das Zusammenspiel mit den Pflegeanbietern bei gemeinsamen Veranstaltungen“, berichtet sie. Dadurch wurde die Filmveranstaltung im Dezember des vergangenen Jahres ein voller Erfolg. Zum Auftakt der Veranstaltungsreihe „Kino am Vormittag“, bei dem der Film „Und wenn wir alle zusammenziehen?“ gezeigt wurde, trafen rund 50 Senioren zusammen.
Wichtig für die Angehörigen seien Informationsveranstaltungen, Kursangebote und Gesprächskreise. Für Angehörige von Menschen mit Demenz konnte erst jetzt eine Schulungsreihe organisiert werden, die sich in acht Veranstaltungen umfänglich mit diesem Thema befasst, Aufklärung bietet und versucht auf fast jede Frage eine Antwort zu geben.
Ein wichtiges Anliegen von Nicole Lindemann ist es, die Betroffenen am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen. Dafür hat sie in den vergangenen Monaten verschiedene Angebote geschaffen und Veranstaltungen durchgeführt. Ihr sei es gelungen dafür auch ehrenamtliche „Dozenten“ zu finden, die nach einer Krankheit oder einem Schicksalsschlag wieder langsam zurück in den Alltag finden wollen.
So gab es mit einer einstigen Stadtführerin bereits die ersten beiden Stadtspaziergänge und eine Seniorin gab auf einer Informationsveranstaltung ihr Wissen über Gewürz- und Heilkräuter weiter.
Das Miteinander spiele für die Perleberger eine große Rolle, stellt die „Pflege vor Ort“-Koordinatorin immer wieder fest. So gehören einige von ihnen zum festen Kern des Seniorenstammtisches im „StadtLabor, den es seit dem 22. November 2023 gibt.
Dieser feste Kern war jetzt auch beim Rolandfest dabei, um die Angebote des Projektes vorzustellen.
Ein nächster Höhepunkt ist die Tanz-Veranstaltung „Tanz und Tee“, die am 27.10.2024 im Hotel „Stadt Magdeburg“ stattfindet. „Auch diese Generation hat den Anspruch, sich schick anzuziehen, auszugehen und in geselliger Runde vielleicht auch zu tanzen“, so Nicole Lindemann, die mit diesem Angebot einen Wunsch erfüllt.
Alle Projekte haben immer gesundheitsfördernde Schwerpunkte. Allein mit der Tanzveranstaltungen würden aus pflegewissenschaftlicher Sicht alle Aktivitäten und existentiellen Erfahrungen des Lebens nach Monika Krohwinkel erfüllt, erklärt die Koordinatorin den Ausschussmitgliedern und benennt alle 13: Kommunizieren, sich bewegen, vitale Funktionen des Lebens aufrechterhalten, sich pflegen, essen und trinken, ausscheiden, sich kleiden, ruhen und schlafen, sich beschäftigen, sich als Mann oder Frau fühlen und verhalten, für eine sichere Umgebung sorgen, soziale Bereiche des Lebens sichern sowie mit existentiellen Erfahrungen des Lebens umgehen.
„Die Ideen kommen von den Senioren“, freut sie sich über die Entwicklung. So war jüngst ein gebürtiger Perleberger, ehemaliger Handwerker aus Kleinmachnow bei Nicole Lindemann. Aus den Gesprächen mit ihm ist die Idee zum Alt-Handwerker-Treffen entstanden, dass erstmals am 24.10.2024 stattfinden werde.
Gelungen sei ihr nach großen Anstrengungen, einen 30-Stunden-Qualifizierungskurs für das Ehrenamt im Bereich alltagsunterstützender Angebote in die Prignitz zu holen. Der erste Kurs wird im Februar 2025 in Perleberg starten. „Die Nachfrage ist groß“, stellt sie fest.
Das Förderprogramm „Pakt für Pflege“ und somit auch die „Pflege vor Ort“ wurde inzwischen bis zum 30. Juni verlängert.
Nicole Lindemann hat noch viele weitere Pläne und Projektideen, wie die Ausschussmitglieder feststellen konnten. Sie lobten das Engagement der Koordinatorin. „Es ist so wertvoll, dass sie da sind“, sagt der Ausschussvorsitzende Benjamin Fechner. „Es ist toll und beeindruckend, was sie in dieser Zeit auf die Beine gestellt haben.“
„Innerhalb eines Jahres ist hier etwas entstanden, wo vorher nichts war“, ergänzt Fred Fischer. „Es wurde für diese Aufgabe die richtige Frau ausgewählt.“ Er dankte Nicole Lindemann und allen, „die sie unterstützt haben“.
Doch Fischer blickt auch in die Zukunft, rät, sich demnächst über eine Perspektive über den 30. Juni 2025 hinaus zu unterhalten.
Bild zur Meldung: Foto: Rolandstadt Perleberg | "Pflege vor Ort"-Koordinatorin Nicole Lindemann.
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