Buchhalterin mit Leib und Seele
Christel Frahm war mit Leib und Seele Buchhalterin und blieb ihrem Beruf immer treu. Am 29. August feierte die Perlebergerin ihren 90. Geburtstag.
„Ich bin ein Zahlenmensch“, sagt Christel Frahm von sich selbst. Ihr ganzes Berufsleben lang hat die Perlebergerin als Buchhalterin gearbeitet, und das mit Begeisterung.
Über viele Jahre war siebeim VEB Getreidewirtschaft an den Standorten Perleberg und Karstädt beschäftigt. Am 29. August feierte sie nun ihren 90. Geburtstag im Kreise ihrer Familie. Und auch Bürgermeister Axel Schmidt schaute vorbei und überbrachte die Glückwünsche der Stadt.
Den weitesten Weg zum Fest hatte jedoch Enkel Max auf sich genommen, denn er war zum Ehrentag seiner Oma eigens aus Australien angereist, wo er seit vier Jahren lebt und arbeitet. „Ich finde es toll, Mamahat die 90 geschafft und sie ist noch so gut drauf“, freut sich Tochter Tina, die ihre Mutter regelmäßig besucht. Seit inzwischen 53 Jahren wohnt Christel Frahm im eigenen Haus in der Perleberger Feldstraße, das sie gemeinsam mit ihrem im vorigen Jahr verstorbenen Mann gebaut hat.
Unterstützung im Alltag bekommt sie von ihrer Familie und mehrmals wöchentlich auch von der Diakonie, denn sie ist zwar geistig nach wie vor hellwach, aber sie sehe und höre nicht mehr ganz so gut, und auch beim Gehen sei sie inzwischen eingeschränkt, sagt Sohn Andreas.
Freude bereitet ihr nach wie vor der große Garten hinter dem Haus, der zwar schmal, aber dafür sehr lang ist und ausreichend Platz für den Anbau verschiedener Obst- und Gemüsesorten bietet. Jetzt im August blühen hier üppig rote und weiße Rosen, die Christel Frahms Mann noch gepflanzt hat. In einem separaten Gewächshaus hegt und pflegt Christel Frahm Tomatenpflanzen, mit deren Ertrag sie nicht nur ihre Familie, sondern auch die Nachbarn alljährlich verwöhnt: „Meine ganzen Nachbarn kriegen nach wie vor Tomaten von mir“, sagt die 90-Jährige. Und mit den Blumen aus ihrem kleinen Paradies beschenkt sie auch gerne mal die Evangelische Kirchengemeinde St. Jacobi.
Geboren ist Christel Frahm nicht in Perleberg, sondern im damaligen Kreis Crossen/Oder, wo ihre Familie einen Bauernhof besaß, von dem sie 1945 vor der Roten Armee in den Westen flüchteten.
„Wir haben viel durchgemacht auf der Flucht, mein Vater wurde von den Russen verschleppt, nach Sibirien, hieß es. Er ist dann wohl verstorben“, erzählt sie. Zusammen mit ihrem Bruder und ihrer Mutter gelangte sie schließlich mit einem aus Ostpreußen kommenden Treck in die Prignitz. „Es war eine ganz schlimme Zeit. Wir haben auf der Erde gelegen und waren total verarmt und verlaust. In Perleberg hatten wir Verwandte, deshalb sind wir hierhergekommen“, erinnert sie sich.
Untergebracht wurden sie damals in Quitzow, wo Christel Frahm ihren späteren Mann kennenlernte. 1959 heirateten die beiden. Auch im Privatleben war die gelernte Buchhalterin stets für alles zuständig, was mit Zahlen zu tun hatte, verrät ihr Sohn: „Da gab es eine strikte Aufteilung - unser Vater hat den Garten gemacht und unsere Mutter den Haushalt und die Finanzen.“
Heute sieht Christel Frahm gerne fern, wobei sie sich insbesondere für Berichte aus der Region interessiert. Außerdem sei ihr die tägliche Lektüre des „Prignitzers“ wichtig, berichtet Andreas Frahm: So sei es ein festes Ritual, morgens erst mal die Zeitung zu lesen.
Quelle: Text von Caroline Hähnel, erschieben am 31. August 2024 in "Der Prignitzer", Seite 15.
Bild zur Meldung: Foto: Caroline Hähnel/"Der Prignitzer" | Christel Frahm hält sich gerne in ihrem Garten auf. Die roten Rosen im Hintergrund hat ihr verstorbener Mann gepflanzt.
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