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Ein Australier in Perleberg – Scott Curry ist seit 25 Jahren Dozent bei der Lotte-Lehmann-Woche und der Lotte Lehmann Akademie

13. 08. 2024

Wenn Scott Curry im Sommer seine Wahlheimat Berlin für einen Monat gegen die Prignitzer Kreisstadt Perleberg austauscht, dann ist er inzwischen kein Unbekannter mehr. Er wird auf der Straße erkannt und gegrüßt, der eine oder andere bleibt stehen, um mit Scott Curry ein paar Worte zu wechseln.

 

Dieser Wechsel von der Spree an die Stepenitz erfolgt nun schon seit 25 Jahren. So lange wirkt Scott Curry in der Rolandstadt als Dozent. Zunächst bei der Lotte-Lehmann-Woche, inzwischen auch bei der Lotte Lehmann Akademie.

 

Es seien immer wieder Zufälle und nächtliche Barbesuche gewesen, die seinen Lebensweg bestimmt hätten, erzählt der gebürtige Australier lächelnd. Gleich nach seinem Musikstudium und dem Bachelor in der Tasche kam er 1981 nach Deutschland. „Ich hatte Lust auf das Leben in Europa“, blickt er zurück. Und so landete er zunächst in Frankfurt am Main. 

 

In Frankfurt kam er spätabends mit einem Mann ins Gespräch. Nach der stundenlangen Konversation entschied sich Scott Curry für Berlin. „Für Westberlin“, sagt er. Und so ist er inzwischen Wahlberliner: „Ich bin sehr froh, dass ich Berlin für mich entdeckt habe.“

 

Dass er so lange blieb ist auch wieder einem Zufall, einem nächtlichen Barbesuch zu verdanken. Bei diesem traf er auf eine Mitarbeiterin der Hochschule der Künste, die ihm zum Studium ermunterte. Der junge Mann bewarb sich und wurde aufgenommen. Es folgte ein vierjähriges Klavier-Studium und sich eine daran schließende 23-jährige Tätigkeit als Lehrbeauftragter im Fachbereich Gesang. „Ich war Korrepetitor, habe Opernprojekte vorbereitet“, erzählt er.

 

1998 lernte er dann das Projekt Lotte-Lehmann-Woche durch eine der Mitbegründerinnen kennen. „Regine Gebhardt hat mich nach Perleberg eingeladen. Und 1999 war ich schon hier“, so Scott Curry. Als er das erzählt, blickt er zurück ins Jahr 1999: „Damals gab es das Eröffnungskonzert der Dozenten in der Aula des Gymnasiums. Unter dem Motto ,I like to be in America!?‘ sangen wir Lieder von Komponisten, die auswandern mussten.“

 

Noch heute erinnert das Plakat im Foyer der Lotte Lehmann Akademie an dieses Ereignis.

 

Scott Curry wurde bis heute nicht ausgeladen, wie er lachend feststellt. Er blieb Dozent der Lotte-Lehmann-Woche, war dann später von Beginn an bei der Lotte Lehmann Akademie dabei. Inzwischen ist er der dienstälteste Dozent, blickt auf 25 Lotte-Lehmann-Wochen zurück und ist gerade bei der 16. Lotte Lehmann Akademie aktiv.

 

Dabei sah es in den Jahren 2010/11nach Abschied aus. Scott Curry hatte einen Drei-Jahres-Vertrag für Australien unterschrieben. Der damalige Bürgermeister Fred Fischer würdigte in einer langen Abschiedsrede sein Wirken in der Rolandstadt. Doch nach zweieinhalb Monaten in Australien war alles vorbei. „Als ich dann im nächsten Sommer wieder nach Perleberg kam, waren alle überrascht, mich wiederzusehen“, erzählt er.

 

Und so ist es bis heute geblieben, dass Scott Curry seine Westberliner Wahlheimat im Sommer für vier Wochen gegen die kleine Kreisstadt im Nordwesten Brandenburgs eintauscht. 

 

In den 25 Jahren hat Scott Curry viel erlebt. So die Eröffnung der Lotte-Lehmann-Promenade, das Richtfest der Lotte Lehmann Akademie sowie die Eröffnung des Wallgebäudes. „Jetzt hoffe ich, dass ich noch die Eröffnung des ehemaligen Kinosaales auf dem Großen Markt erlebe.“

 

Was gefällt ihm an Perleberg? „Hier bekomme ich immer den besten Haarschnitt, einen nachhaltigen Haarschnitt“, lobt er die hiesigen Friseure. Und er genieße es die ganze Zeit über, in kurzen Hosen und Flip-Flops durch die Stadt zu laufen.

 

„Perleberg hat freundliche Menschen. Es ist in jedem Jahr als wenn man nach Hause kommt“, so Scott Curry. „Im Deutschen Kaiser werde ich von allen begrüßt, fühle mich schon wie ein Familienmitglied.“ Er kenne hier inzwischen viele Menschen. Von denen gibt es einige, die sich spontan anbieten, „unsere Wäsche zu waschen“.

 

Scott Curry lernt in jedem Jahr auch neue Menschen in der Stadt kennen. In diesem Jahr zum Beispiel Andreas Behrendt, den neuen Kantor an der Sankt-Jacobi-Kirche. Diese Begegnung führte bereits zu einer ersten Zusammenarbeit: „Ich habe am Sonntag im Gottesdienst gesungen. Drei Stücke, darunter eine Uraufführung eines von ihm komponierten Liedes.“

 

Andreas Behrendt sei offen für viele Angebote. Und so wird Scott Curry mit dem Berliner Chor „Fugatonale“, in dem er mitsingt, zu einem Chorkonzert wieder in die Rolandstadt kommen.

 

Was ihn an Perleberg ärgert, sind die rücksichtslosen Radfahrer, die auf dem Fußweg auf der falschen Seite und sehr schnell fahren. „Da muss man immer aufpassen, dass man nicht umgefahren wird.“

 

Aber gleich kommt er wieder zu den positiven Dingen, die er in Perleberg erlebt hat. „Dass die Perleberger auf dem Großen Markt so schön mitgesungen haben“, erinnert er sich an die Chor-Flashmobs beim Abschlusskonzert der Lotte-Lehmann-Woche. „Sie haben gezeigt, dass man in kurzer Zeit etwas lernen kann.“

 

Deshalb wünscht er sich, dass die Perleberger mehr zum Zuhören während des Unterrichts kommen. „Man braucht nur klopfen, reinkommen und zuhören“, sagt er. „Hier ist zu erleben, wie Kunst entsteht. Im Konzert erlebt man immer nur das Schlussresultat.“

 

Doch auch die Konzerte seien immer wieder ein Erlebnis, so Scott Curry. Für ihn ist der schönste Spielort die Dorfkirche in Groß Gottschow. Hier gibt es eine tolle Akustik und ein ganz besonderes Publikum.“

 

Am Sonnabend geht die 16. Lotte Lehmann Akademie mit der großen Abschlussgala „FinaLotte“ – 19 Uhr, Sankt-Jacobi-Kirche - zu Ende, für Scott Curry sein 25. „Gastspiel“ in der Rolandstadt Perleberg.

 

Über Langeweile klagt er nicht, wenn die Lotte-Zeit zu Ende geht. „Ich bin als Reiseleiter für Opern- und Kulturreisen für Gäste aus Australien in Deutschland, Österreich und Amerika unterwegs. Außerdem bin ich seit 2021 Vorsitzender der Richard-Wagner-Gesellschaft Berlin und bin Chorsänger.

 

Doch im Sommer zieht es ihn immer wieder zu Lotte Lehmann nach Perleberg. „Das mache ich so lange, bis ich ein besseres Angebot bekomme“, scherzt er. „So lange es geht, komme ich wieder!“

 

Bild zur Meldung: Foto: Rolandstadt Perleberg | Scott Curry vor dem Flügel Lotte Lehmanns und einer Zeichnung der Sängerin des deutsch-amerikanischen Malers Eugen Spiro.

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