Wir erinnern uns! – Gedenkveranstaltung zur Pogromnacht am 9. November 1938 in Perleberg
Am 9. November jährt sich zum 85. Mal das Novemberpogrom. Auch in diesem Jahr erinnern wir uns an die jüdischen Mitbürger, die 1938 den Gewaltmaßnahmen des vom nationalsozialistischen Regime initiierten Pogroms zum Opfer gefallen sind. Es ist für Perleberg überliefert, dass am 9. November 1938 auf dem Großen Markt eine Kundgebung stattfand, auf der der NSDAP-Ortsgruppenleiter dazu aufrief, Perleberg zu einer „judenfreien Stadt“ zu machen.
Malwine Sternberg, Margarete Franke, die Familien von Adolf Lewandowski und Markus Lang wurden in ihren Wohnungen von Mitgliedern der Sturmabteilung (SA) und Mitläufern überfallen und misshandelt. Seit 2009 erinnern Stolpersteine in Perleberg an jüdische Mitbürger, die an diesem Tag Opfer eines „Rassenwahns“ und in den folgenden Jahren zur Auswanderung gezwungen, deportiert oder ermordet wurden.
In einer neu konzipierten Lesung werden Schüler des Gottfried-Arnold-Gymnasiums die Erinnerungen von Paula Lewin, der Tochter des jüdischen Uhrmachers Georg Lewin, über die Ereignisse der Pogromnächte in Putlitz vortragen. „Und dann kam es zu der verfluchten Kristallnacht. Bei uns war sie erst am 10. November, denn an dem Tag holte sich der Ortsgruppenleiter aus Wittenberge und Perleberg einen Schlägertrupp der SA zusammen und sie kamen in Zivil mit Beilen und anderen Schlagwerkzeugen bewaffnet.“ Paula Lewin schildert in ihren Erinnerungen von 1988 die brutale Gewalt, die nicht nur das Geschäft ihres Vaters, sondern auch die Familie zerstörte.
Veranstaltungsbeginn ist um 17 Uhr am Großen Markt 11. Die musikalische Begleitung der Veranstaltung am 9. November 2023 erfolgt von der Kreismusikschule Prignitz. Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung laden wir zu einer gemeinsamen Informations- und Diskussionsrunde ein, bei der die Recherche von Peter Radziwill, das Schulprojekt des Judenhofes, neue Erkenntnisse über den Perleberger James Broh (1867-1942) und weitere Forschungsprojekte vorgestellt werden sollen.
Über die Stolpersteine
Im Jahr 2009 baten die Perleberger Stadtverordneten um die Verlegung von Stolpersteinen an vier Stellen im historischen Stadtkern. Der Künstler Gunter Demnig (geb. 1947 in Berlin) verlegt seit 1992 Stolpersteine für Opfer des Nationalsozialismus. Mit über 100.000 Steinen in 24 weiteren Ländern erschuf er damit bis heute das weltweit größte dezentrale Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus. Mit den Stolpersteinen werden die Opfer nach dem Ansinnen des Künstlers an die Orte ihres Lebens zurückgebracht. Sie erhalten, nachdem sie in den KZs zu einer Nummer degradiert wurden, ihre Namen zurück.
Ein wichtiger Hinweis: Im Rahmen der Gedenkveranstaltung kann es in der Zeit von 17 bis 18 Uhr zur kurzzeitigen Sperrung der Straßen „Parchimer Straße“ und „Am Hohen Ende“ kommen.
Bild zur Meldung: Rolandstadt Perleberg | Abbildung: Stolperstein mit Blumen und Kerze in Gedenken an Adolf Lewandowski, An der Mauer 7.
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