Gemüse direkt vom Erzeuger gibt es von der Solawi Gemüslichkeit
In Groß Linde setzt Levin Müller auf ökologischen und solidarischen Anbau
Die Beete sind vorbereitet, die Saat ist im Boden. Viel Grün ist noch nicht zu sehen auf den Anbauflächen der Solawi in Groß Linde nahe der alten Wassermühle am Schlatbach. Überraschen sollte das nicht, schließlich hat die Gartensaison gerade erst begonnen. Nur in den tunnelartigen Folien-Gewächshäusern, in denen es am Morgen schon angenehm warm ist, zeigen sich bereits kräftige Zöglinge. Zwiebeln, Kartoffeln, Chicorée, Tomaten, Chili, Sojabohnen und vieles mehr wächst bald auf den Beeten. Rund 60 verschiedene Kulturen werden in diesem Jahr auf der überschaubaren Fläche von 1,2 Hektar gedeihen.
Initiiert hat die Prignitzer Solawi im vergangenen Jahr Levin Müller. Ihn besuchte nun Inga Schumacher vom TGZ Prignitz, um sich als Wirtschaftsförderin ein Bild von der Erzeugung regionaler Lebensmittel zu machen. Levin Müller ist studierter Umweltwissenschaftler und in Sachen Gartenarbeit Quereinsteiger. Aber vielleicht gerade deshalb bringt er sich, wie auch seine beiden Gärtner-Kolleginnen, mit einer Überzeugungskraft ein, die ansteckend ist. Das Kürzel SoLaWi steht für Solidarische Landwirtschaft und damit für den Anbau von Lebensmitteln, der auf die Herausforderungen unserer Zeit aktiv reagiert. Der Antworten darauf sucht, wie sich Landwirtschaft möglichst ressourcenschonend und umweltverträglich betreiben lässt und die dabei auch ökonomisch nachhaltig ist.
Gutes Gemüse zu einem bezahlbaren Preis
Wer sein Gemüse aus der Solawi Gemüslichkeit bezieht, erwirbt zu Beginn der Anbausaison einen Ernteanteil. Und ermöglicht damit den drei Gärtnern ein Einkommen und Planungssicherheit. Im Gegenzug werden die Abnehmer zu Mitgliedern, können sich einbringen und mitgestalten und so unmittelbar nachvollziehen, woher ihre Lebensmittel stammen und unter welchen Bedingungen sie angebaut werden. „Interessierte können jederzeit hierher kommen und sich anschauen, was wir hier machen“, sagt Levin Müller und macht deutlich, worum es ihm geht: „Ich möchte gutes Gemüse produzieren, das bezahlbar ist.“ Deshalb sind die Preise solidarisch gestaffelt, wer nicht so viel hat, muss auch weniger zahlen. Viele hat das schon überzeugt. Knapp 60 Anteile haben die Mitglieder der Solawi bereits erworben, viele von ihnen wohnen in Wittenberge, andere in Berlin. 80 Anteile sollen es werden, hat sich der 28-Jährige vorgenommen.
Schon zu Beginn der Gartensaison in vollem Saft: Zitronenmelisse
Levin Müller kniet sich vor das Kräuterbeet und zupft einige Blätter von der saftig grünen Zitronenmelisse. Inga Schumacher vom TGZ darf probieren. Die Melisse schmeckt süß und zugleich frisch, hat ein kräftig-zitroniges Aroma. Neben dem Salbei, Thymian und Ysop gehört die gesundheitsfördernde Pflanze zu den ersten, die sich im Frühjahr ernten lassen, um damit Saucen zu würzen, Tee zu kochen oder Salate zuzubereiten. Die ursprünglich im Mittelmeerraum beheimatete Pflanze steht stellvertretend für die Vielzahl der Pflanzen, die in den Sommermonaten die Mitglieder der Solawi versorgen werden.
Geerntet wird die Zitronenmelisse wie alles hier mit der Hand. Die Beete sind so angelegt, dass keine großen Maschinen zum Einsatz kommen müssen. Zwischen den Beeten wachsen kleine Obstbäume, wie Äpfel und Birnen. Für den gebürtigen Hamburger ist dieser platzsparende Anbau mit der hohen Sortenvielfalt ein Modell für die Zukunft.
Bild zur Meldung: privat | Die drei Gärtner der Solwai Gemüslichkeit.
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