Aus unserer Sicht
Montagmorgen 05:30 Uhr. Der eine sitzt mit seiner Frau am Frühstückstisch beim ersten Kaffee. Der Nächste ist duschen. Sie schläft noch.
Ihnen allen gemeinsam: sie sind Kameraden der Ortsfeuerwehren der Freiwilligen Feuerwehr Stadt Perleberg.
Dann schallt der Alarmton des Funkmelders durch die morgendliche Stille. VU Lkw/Bus. Verkehrsunfall. „Ach du Schei….“ – der erste Gedanken. Die Kinder müssen in die Kita, in die Schule – der zweite Gedanke. „Schatz, kannst du sie bringen …“ – wie so oft bei Alarmierungen springen die Partner ein – heißt es auf dem Weg durch die Tür nur noch.
Draußen ist es kalt und es regnet in Strömen. Im Gerätehaus schnell in die persönliche Schutzausrüstung. Aufsitzen auf die Fahrzeuge. Auf dem Weg zur Einsatzstelle der Gedanke: die Lage des Fahrers ist noch unklar. Ist er eingeklemmt? Was erwartet einen an der Einsatzstelle.
Auf Anfahrt bereits die nächste Alarmierung. Kollegen des Rettungsdienstes sind verunglückt. „Wie geht es ihnen? Wie schwer sind sie verletzt?“ – Man kennt sich. Viele Kollegen vom Rettungsdienst sind selbst in der Feuerwehr.
Die ersten Fahrzeuge bleiben an der Unfallstelle des Rettungswagens. Kümmern sich um die verunglückten Personen und Fahrzeuge. Funktionieren. Dann schon der Gedanke: das wird hier länger dauern. Die ersten rufen auf Arbeit an. Komme später. Bin im Einsatz. Viele Arbeitgeber haben Verständnis. Ein Danke dafür.
Es regnet weiter. Am Ende stehen die Kameraden eineinhalb Stunden im Regen, um den Einsatz abzuarbeiten. Die persönliche Schutzausrüstung hält einiges aus, aber auch sie weicht langsam durch. Kalt ist es auch. Dann Einsatzende. Beide Unfallstellen werden an die Polizei übergeben.
Zurück ins Gerätehaus. Noch einmal schnell nach Hause oder doch gleich zur Arbeit? Die wenigstens haben Zeit noch kurz zu bleiben und die Eindrücke der Einsätze zu besprechen. Bei einem Glas Cola. Für fast alle ruft die Arbeit.
Wer noch einmal nach Hause fährt, springt aus den nassen Klamotten. Geht vielleicht noch einmal duschen, um sich aufzuwärmen. Aber die Gedanken sind schon beim Tagesablauf, der bereits ins Stocken geraten ist. Die Eindrücke der Unfälle. Sie sind da, aber dafür ist jetzt keine Zeit. Zu Hause zwischen Einsatz und dem Weg zur Arbeit – „Mama, die Zahnfee war gar nicht da.“ – Mist, dass wolltest du heute Morgen machen.
Der Einsatzalarm kam dazwischen. Eine Lösung muss gefunden werden.
Die ersten sind bereits auf Arbeit, andere noch auf dem Weg dorthin, da geht der Funkmelder wieder. Ein weiterer Verkehrsunfall. Was ist heute nur los? – ein Kamerad sagt später am Einsatzort ganz lakonisch: Freitag, der 13. wurde auf Montag vorverlegt.
Der erste Gedanke bei der Alarmierung: Nein, nicht wieder in die noch nassen Klamotten rein. Aber es nützt nichts.
Wieder der Anruf beim Arbeitgeber. Komme noch etwas später. Oder bin dann mal wieder weg.
Vor Ort dann zwei zusammengestoßene Pkw. Wieder stehen wir im Regen. Eins davon ein E-Fahrzeug. Besondere Vorsicht ist geboten. Wo ist die Trennstelle für die Hochvoltanlage? Wie wird diese getrennt? Bei jedem Fahrzeugtyp ist das anders. Einheitlich wäre für uns als Einsatzkräfte auch zu einfach. Die Suche geht los. Kein QR-Code, das Tablet mit den Rettungskarten funktioniert nicht, die Leitstelle hat technische Probleme. Läuft. Aber im Improvisieren sind wir große Klasse. Per Handy telefonieren wir uns durch bis wir fachliche Auskunft erhalten.
Dann kann der Einsatz beendet werden.
Zurück zur Arbeit oder das erste Mal hin. Umschalten. Alltag.
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