Offener Brief der Stadt Wittenberge | Fahrplanwechsel 2022/2023
Offener Brief der Stadt Wittenberge zum Fahrplanwechsel 2022/2023:
Sehr geehrte Damen und Herren,
laut öffentlicher Information der Deutschen Bahn hat das EVU Flixtrain bei der Trassenvergabe auf der Fernzugstrecke Hamburg-Berlin ab Fahrplanwechsel 2022/23 für je nach Richtung 3 bzw. 4 Trassen den Zuschlag erhalten. Nach unseren Erfahrungen bei der letzten Trassenvergabe besteht damit die Gefahr, dass es zu einer Verschlechterung des Angebots im Fernverkehr kommt, insbesondere für die beiden Halte Ludwigslust und Wittenberge. Flixtrain hatte eine Trasse im Fahrplan 2021/22 aus eigenwirtschaftlichen Gründen leider nur eingeschränkt bedienen können, und ihr Angebot dann aufgrund der Corona-Situation nach wenigen Wochen ganz eingestellt. Die Deutsche Bahn hat zwar dankenswerterweise ein Ersatzangebot geschaffen, aber nur mit einiger Verzögerung sowie auch nur befristet. Wir befürchten, dass sich eine solche Situation wiederholen könnte. Eine weitere Verschlechterung ist die nach wie vor nicht gelöste Frage des Ticketings. Inhaber von Zeitkarten (z.B. eines Jahrestickets) der Deutschen Bahn können den Flixtrain nur benutzen, wenn sie ein zusätzliches Ticket lösen.
Wittenberge und Ludwigslust sind im Deutschlandtakt explizit als dauerhaft zu erhaltene Fernzughalte ausgewiesen. An beiden Standorten ist bzw. wird in die Verkehrsinfrastruktur massiv investiert. In Wittenberge entsteht bis 2027 mit Blick auf den Deutschlandtakt ein neuer Bahnsteig sowie Gleisanlagen. Der Bahnhof wird mit großer finanzieller Unterstützung von Bund und Land als Eingangstor zur Region im Vierländereck ausgebaut. Die Gesamtinvestitionen am Standort Wittenberge belaufen sich dabei auf ca. 50 Millionen Euro. Wittenberge hat den Zuschlag für die Landesgartenschau 2027 erhalten. Auch hier erfolgen erhebliche Investitionen, und für den Erfolg der Gartenschau ist eine funktionierende und verlässliche Verkehrsinfrastruktur eine Voraussetzung. In Ludwigslust werden ca. 80 Mio. € investiert, um direkt unter dem Bahnhof eine Querung zu errichten, mit der auch alle Bahnsteige barrierefrei erreichbar gemacht werden. Zudem werden für viele Mio. € Steuergelder der Busbahnhof und der Bahnhofsvorplatz komplett erneuert sowie der Pendlerparkplatz erweitert.
Wir fordern daher alle Entscheidungsträger und politisch Verantwortlichen auf, dahin zu wirken, dass das Bundesverkehrsministerium, die für den Verkehr zuständigen Ministerien auf Landesebene sowie der VBB kurzfristig durch Kommunikation mit den beiden EVU DB Fern und Flixtrain sicherstellen, dass eine Bedienung der Halte in Wittenberge und Ludwigslust für 2022/23 weiterhin im gleichen Umfang wie in der Vergangenheit erfolgen kann. Mittelfristig muss der Bund die rechtlichen Voraussetzungen schaffen, damit die Art der Trassenvergabe nicht zu einer kundenunfreundlichen Einschränkung der Gesamtdienstleistung führt, insbesondere für Haltepunkte im ländlichen Raum. Das wäre das Gegenteil davon, was Wettbewerb auf der Schiene durch die Bahnreform der 90er Jahre ursprünglich einmal erreichen wollte. Eine Verkehrswende gegen die Interessen der Nutzer des Verkehrs kann nicht gelingen.
Wir bitten Sie dringend, sich für die Interessen der Bahnkunden bei den verantwortlichen Stellen stark zu machen!
Dieser Brief wurde mit dem Ludwigsluster Bürgermeister abgestimmt.
Für Rückfragen stehe ich sehr gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
gez. Dr. Oliver Hermann
Bürgermeister
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