Erinnerung zum 92. Todestag von Wilhelm Ratig (1852-1929)
Begründer des Perleberger Museums
Als Wilhelm Ratig am 3. März 1929 im Alter von 77 Jahren in seiner Heimatstadt Perleberg starb, verlor die Prignitz einen ihrer wichtigsten Forscher und Sammler von Altertümern.
Als Sohn einer alteingesessenen Kaufmannsfamilie – sein Vater war Bürger und Bäckermeister Friedrich Carl August Ratig – wuchs Wilhelm Ratig in Perleberg auf und blieb der Stadt sein gesamtes Leben lang treu. Ihr widmete er einen wesentlichen Teil seiner Arbeit und engagierte sich neben seiner kaufmännischen Tätigkeit intensiv in vielerlei Ehrenämtern, war einige Zeit Stadtverordneter und Vorsitzender des Gemeindewaisenrats. Innerhalb seiner Kirchengemeinde St. Jakobi verwaltete er lange Jahre die Kirchenkasse. Seine intime Kenntnis des Kirchenarchives zeichnete ihn sehr bald als gefragten Genealogen und Stadtgeschichtler aus. Durch eine systematische Auswertung der Kirchenbücher und die Neuordnung des Kirchenarchivs legte er zu den wichtigsten und ältesten Perleberger Familien genealogische Übersichten an. Seine stadtgeschichtlichen Forschungen publizierte er in kleinen Druckschriften in dem Verlag des mit ihm befreundeten Druckereibesitzers und Stadtverordneten Franz Grunick und brachte sie in vielen Vorträgen der Bürgerschaft zur Kenntnis. Wertvolle Arbeit leistete er außerdem mit der Erschließung des Akten- und Urkundenarchivs der Kirchengemeinde St. Jakobi, in dem er 1912 ein gedrucktes Verzeichnis darüber herausbrachte. Weitere Schriften von ihm behandeln die Geschichte der St. Jakobi Kirche, den Glockenguß zu Perleberg im Jahre 1517 oder die Fachwerkhäuser der Perleberger Altstadt. Eine große Leidenschaft von Wilhelm Ratig war die Sammlung von Altertümern und Kunstwerken, die sein Wohnhaus in der Pritzwalker Straße 94 fast zu einem kleinen Museum werden ließen, das er interessierten Besuchern gern vorstellte.
Eine große Leidenschaft von Wilhelm Ratig war das Sammeln archäologischer Funde, die sich vor allem von Artefakten aus der Prignitz, aber auch Zukäufen aus anderen Regionen, z. B. Rügen, Mecklenburg, Altmark, Pommern, zusammensetzte und Gefäße, Urnen, Werkzeuge, Steinbeile und Schmuckgegenstände enthielt. Er betätigte sich auch als Laien-Fotograf und ihm verdanken wir eine Reihe von frühen Fotografien aus Perleberg und der Umgebung aus den 1890er Jahren und der Zeit nach 1900. Auch die ersten fotografischen Aufnahmen von der am 15. September 1899 bei Seddin entdeckten Grabkammer des „Königsgrabes“ und der dort gemachten Funde stammen u. a. von Wilhelm Ratig, der als Sachverständiger bei den Bergungsarbeiten vor Ort hinzugezogen wurde.
Ihm gelang es, 1905 einen Kreis gleichgesinnter Perleberger Bürger zu einer Altertumsdeputation zusammenzuführen und mit dieser und mit der Unterstützung des Perleberger Magistrats am 13. November 1905 das erste städtische Museum zu gründen, dessen unermüdlicher Pfleger und Mehrer er bis zu seinem Tode war.
Das Stadt- und Regionalmuseum Perleberg verwahrt bis auf den heutigen Tag einen Großteil seines wissenschaftlichen Nachlasses, seiner archäologischen und seiner Altertümer-Sammlung. Im Jahr 2016 erschien anlässlich seines 165. Geburtstages ein Erinnerungsblättchen (Nr. 35), das sein Wirken für die Stadt würdigt. Dieses ist kostenfrei im Stadt- und Regionalmuseum sowie auch in der Stadtinformation erhältlich.
Bild zur Meldung: Stadt Perleberg | Abbildung eines Portrait von Ratig, 1913
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