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Neues Erinnerungsblättchen für den jüdischen Bankier Benjamin Perlmann

29. 01. 2019

Anlass für das 60. Erinnerungsblättchen bietet der Holocaustgedenktag am 27. Januar 2019. An diesem Tag wurden vor 74 Jahren die letzten 7.000 Häftlinge des Konzentrationslagers Auschwitz von der Roten Armee befreit. Benjamin Jacob Perlmann war nicht unter ihnen.

 

Benjamin Perlmann ist ein Perleberger. Er kam im Jahre 1876 in Perleberg auf die Welt. Sein Vater war Rabbinersohn und Religionslehrer. Zur Familie gehörten später drei Brüder. Im Jahre 1905 heiratete Benjamin in Hamburg Elsa van Son aus einer angesehenen jüdischen Familie. Inzwischen war die Familie Perlmann in Hamburg etabliert und führte ein Geschäft mit Uhren, Gold und Valuten. 1933 änderte sich das Leben der jüdischen Familie einschneidend. Benjamin verlor seine Tätigkeit als Bankier. Nach der Pogromnacht 1938 wurden beide Söhne verhaftet und ins KZ Sachsenhausen eingeliefert. Keinen einzigen Tag möchte man dort erlebt haben. Einem Wunder gleich wurden beide Söhne wieder entlassen. 1939 folgte ein Sohn seiner bereits 1931 ausgewanderten Schwester nach Palästina. 1940 gelang dem anderen Sohn die Flucht nach Schweden. Die Eltern wurden aus ihrer Hamburger Wohnung verdrängt, sie hatten kein Einkommen mehr, kaum noch Eigentum und Lebensmittel. In zahllosen Briefen an ihre erwachsenen Kinder gaben sie der Hoffnung Ausdruck, das Ende der Barbarei in Deutschland zu erleben. Doch am 11.7.1942 wurden beide nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Fast alle Mitglieder dieser Großfamilie, Schwäger, Nichten und Neffen, wurden ausgelöscht.

 

„Die Überlebenden mussten ihr Leben lang die Blicke ihrer umgekommenen Leidensgenossen ertragen“, wie Piotr M. A. Cywiński, Leiter des Gedenkstätte und des Museums Auschwitz, formuliert. „Wir, die Nachkriegsgenerationen, werden immer einsamer mit der Last der Erfahrung jener Menschen. Und es lässt sich nicht leugnen, dass uns diese Last nach wie vor zu schaffen macht.“

 

In Hamburg erinnern Stolpersteine an das Ehepaar Perlmann, und eine historische Aufarbeitung der Familiengeschichte sorgt für die Erinnerung. Über 100 Briefe der Perlmanns sind erhalten und erzählen von ihrem friedfertigen Glauben, ihrer Not und Bedrängnis. Zwischen den beiden Weltkriegen zog es aus Perleberg auch Menschen jüdischer Religion in die Großstädte Berlin und Hamburg. Sie haben dort geheiratet, eine Familie gegründet und sich beruflich etabliert. Der Nationalsozialismus hat ihrem Leben frühzeitig ein gewaltsames Ende gesetzt. Können wir das aushalten, was Menschen an Menschen verbrochen haben? Das Dritte Reich ist auch Perleberger Stadtgeschichte und jüdische Familiengeschichte. Ihre Wurzeln, ihre Herkunft gehören zur Kleinstadt Perleberg. Ihre Spuren verlieren sich auf den Güterbahnhöfen der Großstädte.

 

Das Perleberger Erinnerungsblättchen soll dazu beitragen, das Schicksal Perleberger Opfer des Nationalsozialismus nicht zu vergessen. Es ist ab sofort in der Stadtinformation, Großer Markt 12, frei erhältlich.


Text: Martina Hennies, Stadt Perleberg

 

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