Erinnerung an Markus Lang
Das neue Erinnerungsblättchen stellt die Frage „Was hätten wir getan?“ Unausgesprochen bleibt die Frage: „Wo hätten wir gestanden?“, wenn wir Zeitzeugen gewesen wären, als am 9.11.1938 Markus Lang durch die Stadt gehetzt wurde, von Gaffern und Tätern verhöhnt wurde und schließlich abgeholt wurde: hinter Gardinen oder mitten unter den Schaulustigen. Was würde man sich trauen, wenn das heute passieren würde, wenn Menschen stigmatisiert und ausgestoßen werden.
Das Erinnerungsblättchen erscheint zum 140. Geburtstag von Markus Lang, der mit den neuen Forschungen von Martina Hennies beim International Tracing Service seine Lebensgeschichte zurück erhalten hat. Nun erfahren wir sein genaues Geburtsdatum, seine Herkunft, die Namen der Eltern, die Herkunft seiner Ehefrau und die Umstände seines Todes. Die Perleberger haben während der Zeit des Dritten Reiches jüdischen Mitbürgern keine Unterstützung gewährt, so wie in der überwiegenden Zahl deutscher Dörfer und Städte. Juden wurden durch das nationalsozialistische Regime vogelfrei, rechtlos und heimatlos. Ihre Vernichtung war beschlossene Sache. Schweigen war der Anfang vom Vergessen. Doch Erinnern ist möglich. Nun ist das Schicksal des Perleberger Bürgers Markus Lang ein konkretes Beispiel für die systematische Ermordung der Juden in Vernichtungslagern geworden. Die Unterlagen aus der Forschungsstelle enthalten auch die berührenden Anstrengungen, die Sohn Edmund Lang nach dem Krieg anstellte, um seine Eltern zu finden. Wohl erst um 1960 wurde ihm bewusst, dass sein Vater Markus Lang mit 64 Jahren und seine 50jährige Mutter Berta im Zuge der Deportation ihr Leben verloren und keine Hoffnung auf ein Lebenszeichen besteht.
Das Erinnerungsblättchen erinnert auch an andere Perleberger Opfer. Für einige sind Stolpersteine verlegt worden, doch Perleberger haben sich auch an anderen Menschen vergangen. Davor sollte man sich in seinem täglichen Tun bewahren und die Geschichte von Markus Lang vor Augen behalten.
Bild zur Meldung: Bild: Familie Lang wohnte 1938 am Hohen Ende 4 | Foto: Dr. Wolfram Hennies
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