Religiöse Orte in Perleberg werden markiert
Die Wassertropfen der ehemaligen Wasserläufe, die SchülerInnen innerhalb des Kulturlandprojektes „Hansestadt im Fluss“ im Jahre 2007 auf dem Pflaster durch die Stadt aufbrachten, sind inzwischen verblasst. In diesem Jahr sollen Aufkleber auf die religiösen Orte aufmerksam machen. Es ist ein weiterer Baustein des diesjährigen Kulturlandprojektes „Wort & Wirkung. Luther und die Reformation in Brandenburg“, wozu u.a. ab Juli die große Ausstellung „Religionen-Reformation-Räume“ im Perleberger historischen Stadtkern an der St. Jacobi-Kirche zählt.
Perleberg stellt dabei als Mitgliedsstadt der AG „Städte mit historischen Stadtkernen“ des Landes Brandenburg insbesondere Stadträume und deren Wandel in den Fokus. Wo sich die St. Jacobi-Kirche befindet, bedarf keiner Erklärung, aber es gibt weitaus mehr Örtlichkeiten, die mit Religiosität der einstigen Stadtbewohner und der heutigen Gesellschaft in Verbindung stehen. Mit Kollegen aus dem Ordnungsamt und Betriebshof markiert sie in den kommenden Tagen nicht nur Standorte einstiger Gebäude des St. Annen-Klosters oder der St. Nicolai-Kirche, sondern will auch auf die Stellen aufmerksam machen, die heute lebendige Orte sind, an denen Fürsorge und Gemeinschaft sichtbar werden, die auf die Veränderungen durch die Reformation zurückzuführen sind, wie Diakonie mit Evangelischem Seniorenheim und Kindergarten oder die Caritas als katholische Einrichtung. Vor der Reformation versorgten u.a. Beguinen, eine karitative Frauengemeinschaft, Kranke und Hilfsbedürftige in der Stadt. Mit der Reformation wurden nicht nur die Klöster aufgelöst, sondern auch die Hospitäler mit karitativen Aufgaben wurden umstrukturiert. In Perleberg erinnert noch heute die Beguinenwiese an diese Frauen.
Auch die Judenstraße und der Judenfriedhof sind religiöse Örtlichkeiten in der Stadt mit besonderer Bedeutung und sollen deshalb markiert werden. Im Mittelalter gab es Zeiten, die geprägt waren von Toleranz gegenüber jüdischen Mitbewohnern, schließlich waren sie als Investoren von Anfang an Teil, sogar Elite der Stadtbevölkerung. Leidvoll mussten die jüdischen Familien aber später auch mehrfach das Kulminieren der Stimmung erfahren, wenn ihnen als Juden nach dem Leben getrachtet wurde. Ihre Orte sollen in Erinnerung gehalten werden, denn Luther zeigte ihnen gegenüber keine Toleranz.
Die katholische Kirche, die Landeskirchliche Gemeinschaft oder Neuapostolische Kirche sind ebenso auf der Liste „religiöse Orte“ vorgemerkt wie andere Träger, die sich im christlichen Sinne für Gemeinschaft und Begegnung von Menschen bemühen. Wer zukünftig mit aufmerksamem Blick durch die Stadt geht, wird die braunen Aufkleber entdecken. Sie alle sollen darauf hinweisen, dass die Menschen früher und heute Orte aufsuchen und schätzen, an denen keine materiellen Werte im Mittelpunkt stehen, sondern der Mensch, der im anderen die Schöpfung erkennen kann. Das ist im weitesten Sinn die Botschaft der Reformation.
Bild zur Meldung: Aufkleber-Motiv
Mehr Meldungen finden Sie [hier] im Archiv.