Vortrag: "Neue Forschungsergebnisse der Grabungen am Königsgrab Seddin"
Donnerstag, 16. Februar 2017 um 19.00 Uhr im Stadt- und Regionalmuseum Perleberg
Jens May, Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum
Das Königsgrab von Seddin gilt als die bedeutendsten Grabanlage des 9. Jh. v. Chr. im nördlichen Mitteleuropa. Der gewaltige Grabhügel besitzt einen Durchmesser von ca. 62 m und war ursprünglich etwa 9 m hoch. Die bereits 1899 entdeckte Grabkammer enthielt mehr als 40 Gegenstände darunter eine bronzene Amphore und ein Schwert. In der Grabkammer wurden ein Mann und vermutlich zwei Frauen bestattet. Die Grabkammer kann noch heute besichtigt werden.
Die Bemühungen um den Schutz, die Erhaltung und die Erforschung des Königsgrabes wurde im Jahr 2016 fortgesetzt. Im Juli 2016 hat die Landesregierung die Verordnung über das Grabungsschutzgebiet „Siedlungs- und Ritualraum Königsgrab Seddin“ erlassen. Damit genießen bereits bekannte und noch unentdeckte Bodendenkmale auf einer Fläche von ca. 5660 Hektar einen besseren Schutz. Geplante Nutzungsänderungen
mit Bodeneingriffen bedürfen nun einer denkmalrechtlichen Erlaubnis, auch wenn im konkreten Fall noch kein Bodendenkmal bekannt ist. Geschützt sind neuerdings auch die Sichtbezüge zwischen den Standorten von Grabhügeln. Das Seddiner Grabungsschutzgebiet ist das erste seiner Art in den fünf ostdeutschen Ländern und eines der größten archäologischen Schutzgebiete in der Bundesrepublik Deutschland.
Auch die archäologischen Forschungen am Königsgrab und in seinem Umfeld wurden in 2016 an insgesamt vier Grabungsstellen fortgesetzt. Im Wickboldschen Wäldchen erfolgte die Nachuntersuchung eines Grabhügels, in dem bereits 1888 ein Grab mit bronzenen Schwert entdeckt wurde. Dort trat völlig unerwartet ein doppelter Steinring mit Steinpflaster auf. Ergebnislos verlief dagegen die Suche nach dem ursprünglichen
Standort des schon vor ca. 150 Jahren abgetragenen „Wickboldschen Berges“, aus dem ein goldener Armring
stammen soll. Durch die Universität Göttingen wurden die Untersuchungen auf der bronzezeitlichen Siedlungsfläche zwischen dem Wickboldschen Wäldchen und dem Königsgrab fortgesetzt. Am Königsgrab selbst konnte in einem langen Schnitt an der nordwestlichen Seite des Grabhügels erstmalig ein gut
erhaltenes mehrlagiges Steinpflaster freigelegt werden. Der gesamte Grabhügel besteht aus wechselnden Lagen von Sand und Steinpflastern und stellt deshalb ein besonderes Zeugnis bronzezeitlicher Baukunst dar. Jedoch ist noch immer unklar, ob er auch nach seiner Fertigstellung eine Außenhaut aus Steinen besessen hat. Diese und andere spannende Fragen müssen weitere Forschungen beantworten.
Der Eintritt beträgt 5,- Euro, ermäßigt 3,- Euro.
Bild zur Meldung: Freilegung der Steinlage im Königsgrab 2016, Foto: Jens May
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