Erinnerung an Theodor Masberg, Kunstschmiedemeister
Theodor Masberg war ein besonders aufgeschlossener junger Mann. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Radfahrerbundes 1888 e.V., fuhr sogar Radrennen und gewann Pokale, war Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr 1869, und besaß das erste Auto in Perleberg. Auch beruflich glückte ihm viel. Die Rede ist vom Kunstschmiedemeister Theodor Friedrich Wilhelm Masberg (1863-1931), an den in diesen Tagen anlässlich seines 85. Todestages in Perleberg erinnert werden soll.
In der Poststraße 9 betrieb sein Vater Theodor Masberg seit 1830 eine Schmiede. Dort lernte auch Sohn Theodor, geboren 1863, das Handwerk. Die erste Ehe währte nur kurz, weil seine Frau jung verstarb. Aus dieser Ehe ging 1891 der Sohn Friedrich Hermann Theodor hervor. Dieser heiratete später die Nachbarstochter Rose Franke (1890-1960), mit der er Sohn Fritz hatte. In der Nazizeit zogen sie nach Berlin. Rose Franke war Jüdin, Sohn Fritz Halbjude. Trotz vieler Repressalien, u.a. verlor er seine Arbeit, gab Friedrich dem Drängen, sich von seiner jüdischen Frau scheiden zu lassen, nicht nach und bewahrte sie so vor der Vernichtung, während seine Schwiegermutter in Theresienstadt umkam. Ihr Leben bestimmten Krieg und Verfolgung. In Berlin konnten die drei unentdeckt die Nazizeit überstehen. In der DDR-Zeit arbeitete er als Biologielehrer und gab ein Biologiebuch heraus. Friedrich und Rose starben 1960 in Berlin.
Der Kunstschmiedemeister Theodor Masberg hat in Perleberg die Not seines Sohnes und die Lebensgefahr seiner Schwiegertochter und Enkels in der Zeit des Nationalsozialismus nicht mehr mitbekommen. Sein Leben bestimmten seine Schaffenskraft und der Erfolg. Er verkörpert den Übergang vom Handwerker zum Unternehmer zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Nachdem er das Grundstück Poststraße 3 erwarb, entwickelte er die väterliche Schmiede zu einer modernen Bau- und Kunstschlosserei mit etwa 10 Arbeitskräften und 4 Lehrlingen. Auch das Nachbarhaus in der Poststraße 2 ist Ausdruck für das breite Warenangebot eines Eisenwarenhändlers und unternehmerischen Erfolg in jener Zeit. Auf der Gewerbeausstellung 1927 zeigte Theodor Masberg seine enorme Vielseitigkeit. Neben Schmiedearbeiten verkaufte er Nähmaschinen, Anthrazitöfen, Fahrräder, Schreibmaschinen, Haustelefonanlagen, spezialisierte sich auf die Verarbeitung von Aluminium. Einfriedungen (Amtsgericht, Grabstellen), Geländer und Handläufe (Amtsgericht), Wetterfahnen (Stadtmühle) und Ausleger (ehemalige „Quelle“) sowie die Säulenkränze in der St. Jacobikirche schmücken als besonderer Zierrat Räume und Bauwerke in der Stadt. Am 11.12.1931 verstarb Theodor Friedrich Wilhelm Masberg in seiner Heimatstadt.
Das neue Erinnerungsblättchen für den Handwerksmeister ist ab sofort in der Perleberger Stadtinformation, Großer Markt 12, erhältlich.
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