Klappern gehört zum Handwerk!
Am 17. September 2016 findet in Perleberg der Tag der offenen Werkstatt statt. Anlass sind die Beteiligung am Kulturlandthemenjahr Handwerk und der bundesweite Tag des Handwerks. Akteure sind willkommen.
Wie kann man auf sich aufmerksam machen – ist das eine Frage aller Zeiten? Wohl ja, wie das Sprichwort nahelegt, denn Erfolg basierte auch auf Umgänglichkeit und Geschäftssinn des Handwerkers, eben auf seiner gewinnenden Wesensart. Mit der Gewerbefreiheit vor etwa 200 Jahren wurde Werbung ein erstzunehmendes Geschäft fürs Geschäft.
Wie war die Welt übersichtlich, als ein Hufeisen eine Schmiede signalisierte oder eine herausgehängte Schere eine Schneiderei bedeutete. Geschmiedete Ausleger, goldgeprägte Namen auf ihren handgearbeiteten Waren wie Hüte, Brillenetuis, Photographien, sowie Zeitungsannoncen „Meiner geehrten Kundschaft empfehle ich unterthänigst…“ und schließlich Hausbeschriftungen erzählen von der Geschichte der Handwerker und ihrer Werbung, auch in Perleberg.
Ab der sogenannten Gründerzeit, wenige Jahrzehnte vor 1900, trat der selbstbewusste Handwerker aus seiner beengten Werkstatt heraus. Häuser wurden renoviert, Läden mit Schaufenstern eingerichtet, Fachwerkhäuser bekamen eine „steinerne“ Fassade vorgeblendet, um dem gebückten Lebensstil vorheriger Jahrhunderte mit mittelalterlichem Gepräge zu entweichen. An den Putzfassaden wurden Aufschriften angebracht, die das Handwerk und Gewerbe des Hausbesitzers und seinen Namen weithin sichtbar verkündeten. Mit den Weltkriegen kamen Veränderungen.
Zwar ein Phänomen, aber ein bereicherndes Beiwerk im historischen Stadtkern Perlebergs, sind noch heute zu entdeckende historische Handwerker-Hausbeschriftungen, die nach der Deutschen Einheit im Zuge der Sanierung der Bausubstanz entsprechend originaler Befunde nachgezeichnet wurden. Sie sind Blickfang, schmückendes Detail und stadtgeschichtliches Zeugnis für eine Handwerker- und Gewerbestruktur um 1900 in der einstigen Kreisstadt der Westprignitz Perleberg. Als Brandenburger Kleinstadt strahlt sie auch dadurch noch heute eine besondere Atmosphäre aus.
Die Erhaltung der historischen Hausbeschriftungen verträgt sich durchaus mit einer dem historischen Stadtkern angemessenen, modernen Werbesprache, die zumeist farbig und offensiv die Kundschaft anspricht. Allerdings ist längst die visuelle Ansprache von potentiellen Kunden nur noch ein Teil des Erfolgs.
Werbestrategien sind vielfältig und beschäftigen heute Fachleute. Die Hausbeschriftungen sind daher nur noch als Relikte aus dem zurückliegenden Jahrhundert wahrzunehmen.
Bild zur Meldung: Foto: M. Hennies, Stadt Perleberg
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