Perleberger Hefte Nr. 9 und Nr. 10 erschienen!
Es gibt sie wieder, die Perleberger Hefte. Seit mehreren Jahren wurde von einzelnen Bürgern und insbesondere vom Perleberger Bürgerverein die Fortsetzung der Reihe „Perleberger Hefte" angeregt. Kurz vor dem Fest sind die beiden Ausgaben in der Perleberger Stadtinformation am Großen Markt 12 eingetroffen.
Man kann damit Heimatfreunde beschenken oder sich selbst eine Freude zu den Festtagen machen. Die Perleberger Hefte sind als Beiträge zum historischen Stadtkern Perlebergs zu verstehen. Das Besondere der Reihe „Perleberger Hefte" zeichnet sich dadurch aus, dass geschlossene Themen vorgestellt werden, weil diese spezielle Darbietung von Themen in den üblichen überblicksartigen Darstellungen der Magazine bzw. in spezieller Fachliteratur aus Platzkapazitäten keine Berücksichtigung findet. Deshalb nimmt die Stadt Perleberg diese Reihe wieder auf und fungiert als Herausgeber dieser Hefte, um ein breites Publikum (Bewohner, Schüler, Jugendliche, Touristen) gezielt anzusprechen. Durch die Heftreihe wird Interesse für stadtbezogene Themen bei Perleberger Bürgern und ehemaligen Bewohnern geweckt und Neues über die Stadt vermittelt. Kinder und Jugendliche werden mit der Vergangenheit Perlebergs vertraut gemacht. Die Hefte befördern die Identifikation mit der Stadt und den Bürgersinn. Die Themen sind ebenso für Touristen interessant, weil sie die Bedeutung der Stadt mit vielseitigen Facetten unterstreichen.
Im Heft 9 wurde eine private Quelle für die breite Öffentlichkeit erschlossen, was man als Glücksfall bezeichnen kann. Darin erfahren wir über das Leben in Perleberg mit Alltag und besonderen Ereignissen vor über 150 Jahren aus faszinierenden Lebenserinnerungen, welche der Königliche Musikdirektor Christian Müller im Jahre 1896 niederschrieb. Er erlebte die Veränderungen Perlebergs ab 1834 aus biedermeierlichen Verhältnissen bis in die Gründerzeit. Dabei reflektiert er aus Innensicht die bürgerliche Gesellschaft der Kleinstadt Perleberg, beschreibt hiesige Bauprojekte in der Stadt, u.a. den großen Kirchenumbau, und beobachtet gewissermaßen äußere Veränderungen bei Besuchen in Potsdam, Berlin und auf Reisen. Es ist ein ganz besonderer Schatz für die Perleberger Stadt- und Mentalitätsgeschichte des 19. Jahrhunderts. Selten wird Zeitkolorit so authentisch beschrieben.
Heft 10 widmet sich der Persönlichkeit Dr. James Broh, das zudem einige Informationen zum Jüdischen Friedhof in Perleberg enthält. Schwerpunkt des Beitrages ist das tolerante Zusammenleben von Christen und Juden um 1880 in Perleberg, in welches Broh als Rabbinersohn hineinwuchs. Brohs überlieferte Kindheitserinnerungen streifen auch das Weihnachtsfest. Seinen weiteren Lebensweg mit Ausbildung und beruflichem Engagement, u.a. in Berlin, erzählt der Autor Dr. Wolfram Hennies auf der Grundlage umfangreicher Recherchen.
Antisemitismus, biografische Brüche durch unheilvolle politische Entwicklungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts und persönliche Schicksalsschläge Brohs werden dem Leser nahe gehen, weil daran die Verfolgung und Vernichtung jüdischer Bürger im Nationalsozialismus exemplarisch sichtbar wird. Es ist eine ganz spezielle Perleberger Geschichte. Deshalb ist es kaum möglich, sich der Perspektive der ausgegrenzten, verfolgten und vernichteten jüdischen Menschen zu entziehen, deren Leben und Sterben vor einem dreiviertel Jahrhundert zu einem Trauma wurde, das unvergessen bleiben muss.
Die beiden Hefte im A-5-Format sind in der Stadtinformation zum Preis von je 2,50 € erhältlich. Die Reihe wird 2016 fortgesetzt.
Bild zur Meldung: Vorschaubild: Perleberger Heft Nr. 9
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