Mutig und anmutig zugleich
Es sind die Frauen, die mit dem Kulturlandprojekt dieses Mal ins Blickfeld gerückt werden sollen. "Mut und Anmut - Frauen in Brandenburg-Preußen", so das Motto. Die Arbeitsgemeinschaft Städte mit historischen Stadtkernen ist dabei wieder mit von der Partie, betont Martina Hennies. Im Sachbereich Schule und Kultur betreut sie seit Anbeginn den Kulturland-Part der Stadt, inhaltlich wie auch organisatorisch.
Belzig, Dahme, Gransee, Angermünde und Perleberg werden als AG-Mitglieder Frauen und ihre Schicksale in unterschiedlichen Sichtweisen beleuchten. Die Rolandstadt wird Frauenschicksale aus vier Jahrhunderten an authentischen Orten der Stadt für einen Augenblick zurück ins Leben holen. Für das 17. Jahrhundert steht die Bürgermeisterfrau Anna Hasse. Geboren 1645, verbindet sich ihr Leben sehr eng mit dem Ende des 30-jährigen Krieges, der unendlich viel Leid und Tod auch über Perleberg gebracht hatte. "Praktisch aus dem Nichts musste das Leben in der Stadt wieder organisiert werden", umreißt Martina Hennies die damalige Situation. Am 26. Mai um 19.30 Uhr wird im Rathaus die zweite Frau des ersten Perleberger Bürgermeisters wieder ins Leben treten.
Glaube und Hoffnung steht für die Pastorentochter Dorothea Ritter. Anfang des 18. Jahrhunderts verbrachte jene ihre Jugend in Perleberg. Durch die Versetzung ihres Vaters kam sie nach Potsdam und in die Nähe des preußischen Kronprinzen. Jener bestrafte sie zu Unrecht und äußerst hart. Warum - dieses Geheimnis wird Superintendent Hans-Georg Furian am 16. Juni ab 19 Uhr in der St. Jacobi-Kirche lüften.
Vom Perleberger Lottchen zum Weltstar - die Rede ist von Lotte Lehmann. Ihr Leben und Wirken steht für das Ende des 19. und das beginnende 20. Jahrhundert. Sie hat nicht nur dem Sommerkurs für junge Gesangstalente den Namen geben. In Perleberg entsteht eine Akademie, an der in ihrem Geiste gesangliche Rohdiamanten den Feinschliff erhalten. Am 15. August wird der Film "Lotte Lehmann - Stimme der Herzen" im Union-Kino laufen. Anschließend wird zu einer Podiumsdiskussion mit Autorin und Regisseurin Rita Luzia Nasser ins Rathaus eingeladen.
Das vierte Frauenschicksal soll an den 65. Jahrestag des Kriegsendes erinnern, so Martina Hennies. Das heutige Gymnasium in der Wilsnacker Straße war zu dem Zeitpunkt Flüchtlingszentrale. Geplant habe man, gemeinsam mit dem Gottfried-Arnold-Gymnasium und der Rolandschule dieses Kapitel der Geschichte aufzuschlagen und die "Ankunft in der Fremde" darzustellen. Gewiss kein leichtes Unterfangen, denn wer heute darüber berichtet, war damals zumeist noch ein Kind. "Die Eltern haben aber eine ganz andere Sicht auf die Dinge. Gesprochen wurde darüber später kaum. Doch wenn man diese Erlebnisse nicht weitergibt, gehen sie verloren", weiß Martina Hennies.
Mit der Schaustelle Stadtkern am 16. September soll ein solches Frauenschicksal in den Mittelpunkt gerückt werden. Darüber hinaus wird es Ausstellungen und Stadtführungen geben, bestimmt das Thema Frauen eine Vielzahl von Veranstaltungen das ganze Jahr über. Den Anfang macht die 20. Brandenburgische Frauenwoche.
Bild zur Meldung: Operndiva Lotte Lehmann
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