Vortragsreihe des Stadt- und Regionalmuseums: Großes Interesse an der „Halle des Königs?“
Das Königsgrab von Seddin und die Ausgrabungen im direkten Umfeld haben ihre Faszination bis heute nicht verloren. So kamen 156 Besucher am Montagabend zum Vortrag von Prof. Dr. Franz Schopper, Direktor des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseums (BLDAM), und Dr. Immo Heske, Kustos der Lehrsammlung des Seminars für Ur- und Frühgeschichte der Georg-August-Universität Göttingen, in die Aula des Gottfried-Arnold-Gymnasiums.
Seit der Entdeckung des „Königsgrabes“ im Jahr 1899 war dieses immer wieder ein beliebter Gegenstand in der Forschung für Experten und Laien. Prof. Dr. Franz Schopper und Dr. Immo Heske beschäftigen sich seit einigen Jahren sehr intensiv mit Grabungen im Umfeld des Königsgrabes. Seit Februar des vergangenen Jahres läuft das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Projekt unter dem Namen „Siedlungsumfeld Seddin“ (SiSe).
Gleich im März 2023 entdeckten Dr. Heske und sein Team einen ganz besonderen Hausgrundriss. „Es war unser Glück“, erzählte er den Besuchern, „dass wir statt der vorgesehenen zehn Meter auf einer Breite von zwölf Metern graben konnten. Sonst hätte es diese Entdeckung nicht gegeben.“ Und so habe sich einmal mehr die Besiedlung am Königsgrab von Seddin bestätigt, die bisher nur durch Feuer- und Steingruben nachgewiesen werden konnte.
Heske beschrieb dem Publikum, wie sie, 250 Meter vom Königsgrab entfernt, auf die Halle des Königs gestoßen sind. Zunächst hätten sie Pfosten entdeckt, „Unmengen an Pfosten“, sagt er. Es folgten Steine, die ebenfalls zum Bau dieses Hauses, das auf einer Grundfläche von 30,5 x 9,8 Metern stand, diente.
Für die Archäologen war klar, das war kein normales Haus. Knapp 300 Quadratmeter Fläche im Erdgeschoss wären ein Beleg dafür, dass hier ein mächtiger Herrscher gelebt haben könnte und dass das Seddiner „Tal der Könige“ ein bedeutender Treffpunkt gewesen war.
Im Nachgang machten sich die Archäologen Gedanken, wie dieses Wandgräbchenhaus wohl ausgesehen haben könnte. Mit einem 3D-Drucker entstand ein entsprechendes Modell. „Wir haben drei Häuser gedruckt. Es ist der Rekonstruktionsversuch dieser Halle aus der Bronzezeit“, sagte Dr. Immo Heske. Eins wird künftig im Seddin-Raum des Stadt- und Regionalmuseum zu sehen sein. Dies bekam Museumsleiterin Anja Pöpplau von den beiden Vortragenden überreicht.
Das Königsgrab, vor allem die Siedlung in unmittelbarer Nähe des Grabes, wird auch weiterhin die Forscher beschäftigen. Ab 20. September wird hier für fünf Wochen wieder gegraben. Eine kleine Schau-Grabung wird es zur König-Hinz-Performance am 8. Juni geben.
Dr. Immo Heske nutzte den Vortragsabend abschließend dazu, um sich bei allen Unterstützern zu bedanken. „Wenn wir hier vor Ort nicht die Unterstützung und das Verständnis hätten, wäre das alles nicht möglich“, sagte er. So erfuhren die Zuhörer unter anderem, dass die Agrar GmbH Seddin gewisse Flächen nicht pflügt, um Grabungsflächen und mögliche Fundorte nicht zu zerstören.
Anja Pöpplau und das Gros der Besucher hoffen, dass es noch weitere interessante Vorträge gemeinsam mit den Zeitschätzen der Prignitz – Zentrale Archäologische Orte (ZAO) zu den Grabungen und weiteren archäologischen Themen geben wird.
Der Vortrag am Montagabend wird als publikumsstärkster in die 119-jährige Museumsgeschichte eingehen. „Wir werden wohl beim nächsten Mal in die andere Aula wechseln müssen“, freute sich Bürgermeister Axel Schmidt über das große Interesse. Er und die Museumsleiterin bedankten sich bei den beiden Vortragenden mit jeweils einer gerahmten Bildcollage, welche die vielfältigen Aktivitäten und Kooperationen rund um das „Seddiner Königsgrab“ veranschaulicht.
Bild zur Meldung: Foto: Rolandstadt Perleberg | Museumsleiterin Anja Pöpplau bekommt von Prof. Dr. Franz Schopper (links) und Dr. Immo Heske ein 3D-Druck des Rekonstruktionsversuches der entdeckten Halle für das Stadt- und Regionalmuseum überreicht.
Mehr Meldungen finden Sie [hier] im Archiv.